Die Bibergruppen
Konzept für Bibergruppen in der DPSG
Mit Beschluss der 82. Bundesversammlung in Hardehausen ist es Stämmen möglich, ein eigenes Angebot für Kinder im Alter von vier bis zum Einstieg in die Wölflingsstufe (ab sechs Jahren) zu schaffen. Dieses Angebot findet sich in der DPSG unter dem Namen „Biber-Gruppen“.
Lebenswelten
Kinder in diesem Alter sind neugierig und wollen neues Wissen und Fähigkeiten aktiv erlernen. Sie wollen ernstgenommen werden und beginnen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und ihre Umgebung zu gestalten. Kinder sind sensibel gegenüber neuen Lebenssituationen und Veränderungen von Beziehungen. Sie brauchen stabile Bindungen und lernen gleichzeitig, neue Beziehungen einzugehen und zu entwickeln. Kinder verbringen ihre Kindheit in unterschiedlichen Lebenswelten, in denen sie sich entwickeln und auf verschiedene Art entfalten können. Die wichtigste und prägendste Lebenswelt für Kinder in diesem Alter ist die eigene Familie. Dabei haben in der Regel die Eltern den größten Einfluss auf die Entwicklung des Kindes, sie sind die engsten Vertrauten des Kindes.
Eine weitere Lebenswelt, in der die Kinder groß werden, sind Betreuungseinrichtungen wie der Kindergarten oder die Kindertagesstätten. Diese Betreuungseinrichtungen sind häufig die ersten öffentlichen Erziehungseinrichtungen, die das Kind besucht. Hier befindet sich das Kind zum ersten Mal in einer festen Gruppe außerhalb der Familie, in der es neue Bindungen und Beziehungen zu Erzieherinnen und Erziehern sowie Gleichaltrigen gestalten muss. Hier wird es zum ersten Mal mit Regeln außerhalb des familiären Kontextes konfrontiert. Das soziale Lernen und der Umgang mit Konflikten mit Gleichaltrigen ist wesentlicher Bestandteil dieser Lebenswelt.
Struktur
Die Biber-Gruppe besteht aus nicht mehr als etwa 10 Kindern sowie dem Leitungsteam. Die Gruppe trifft sich zu regelmäßigen Gruppenstunden. Die Gruppe ist ebenfalls in den Stamm und im Stammesleben eingebunden. Auch an der Stammesversammlung kann sie teilnehmen.
Ziele
Pfadfinden erleben Kinder im Biberalter sind besonders neugierig und wissbegierig. Sie haben Spaß daran, Neues kennenzulernen und Lust darauf, Pfadfinden auszuprobieren.
Spielerisch die Welt erobern Für Kinder birgt ihre Umgebung und die Welt mehr Neues als Altbekanntes. Neugierig, lernfreudig und unbeschwert entdecken die Kinder ihre Umwelt und die Natur und versuchen, ihren Entdeckungen und Beobachtungen Sinn und Bedeutung zu geben.
Neue Freundinnen und Freunde finden Um mutig und ohne Angst die Welt entdecken zu können, braucht es Freundinnen und Freunde. In der Biber-Gruppe lernen Kinder Freundschaften einzugehen und zu gestalten.
Inhalte
In den Gruppenstunden werden den Kindern die pfadfinderischen Grundlagen nahegebracht. Dabei können sie viel ausprobieren und erleben typische pfadfinderische Tätigkeiten wie Lagerfeuer, Knoten, etc.
Mit Hilfe ihrer Leiterinnen und Leitern entdecken sie spielerisch Stück für Stück mehr von der Welt. Anhand der Themen und Ziele des Verbandes setzen sie sich mit ihren Fragen auseinander und erleben, dass sie ihre Umwelt mitgestalten und verändern können. Gemeinsame Interessen verbinden die Kinder der Biber-Gruppe. Sie lernen, Freundschaften aufzubauen und zu vertiefen, indem sie zusammen spielen und miteinander die Welt entdecken. Sie finden ihren Platz in der Gruppe und lernen, ihre Interessen einzubringen.
Methoden
Das Spiel und Rollenspiel
Die wichtigste Methode für Kinder im Biberalter ist das Spiel. Dabei gehört zum Spielen nicht nur das bewusste Spielen nach Regeln. Gerade im freien Spiel wie dem Klettern auf Bäumen, dem Bauen von Höhlen oder dem Erkunden von Wäldern können sich Kinder ausprobieren.
Das Rollenspiel ist ein spielerischer Weg, Sprache und Fähigkeiten im Austausch weiterzuentwickeln. Es bietet die Möglichkeit, verschiedene Rollen auszuprobieren und hilft, andere Menschen in ihren Rollen besser zu verstehen. Den Spaß am Spiel können sich Leiterinnen und Leiter zunutze machen, um mit ihnen themenbezogen zu arbeiten und mit ihnen Neues zu entdecken.
Kleine Gruppe
Für die Gruppenarbeit mit Kindern in diesem Alter ist die Erfahrung in einer kleinen Gruppe besonders wichtig. Die inhaltlichen Gründe der DPSG für Kleingruppen (alle können sich einbringen, Schutzraum, Übernahme von Verantwortung, etc.) greifen hier ganz besonders. Daher sollte die Gruppengröße eine bestimmte Anzahl an Kindern nicht übersteigen.
Mitbestimmung
Kinder im Biberalter können mehr und mehr selbst entscheiden, was sie machen möchten. In der Biber-Gruppe werden sie langsam daran herangeführt, indem sie innerhalb ihrer Gruppe Entscheidungen für sich und die Gruppe mittreffen. Getroffene Entscheidungen müssen für die Kinder nachvollziehbar und transparent sein. Dies ist der erste Schritt zur Mitbestimmung.
Das Pfadfindergesetz Kinder in diesem Alter befolgen bereits intuitiv viele der Pfadfindergesetze. Der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn der Kinder in dem Alter sowie die ganz selbstverständliche Akzeptanz für Regeln wirken hier unterstützend. Mit richtiger Anleitung können Leiterinnen und Leiter gut mit den Kindern gemeinsam am und zum Pfadfindergesetz arbeiten und sich so den Grundlagen der DPSG und des Pfadfindens nähern.
Learning by Doing
Für alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder gilt der Leitsatz „Learning by Doing“ – auch für Kinder im Biberalter. Kinder lernen ebenfalls am besten durch selbst ausprobieren. Im Rahmen der Gruppe werden sie ermutigt, sich selbst auszuprobieren.
Leitungsverständnis
Die Leiterinnen und Leiter der Bibergruppen sind gleichberechtigte Mitglieder der Leiterrunde, ohne Unterschiede zu den Leiterinnen und Leitern der laut Ordnung regulären Altersstufen. Ebenso wie die anderen Leiterinnen und Leiter vertreten sie die Kinder und ihre Interessen und sind so „Anwalt“ der Kinder. Leiterinnen und Leiter lassen die Kinder ihre Neugier ausleben und sind selbst neugierig auf die Ideen, die die Kinder haben. So lassen sie den Kindern den Freiraum, selbst die Welt zu entdecken ohne von vornherein alles zu erklären. Sie lassen die Kinder fragen und ermutigen und unterstützen sie darin, Neues auszuprobieren. Leiterinnen und Leiter begleiten die Kinder beim Lernen. Sie vertrauen darauf, dass die Kinder ihre Konflikte zum Teil alleine lösen können und unterstützen sie, wenn sie dies nicht allein können. Die Leiterin oder der Leiter ist Bezugsperson und Vorbild für die Kinder und hat im Vergleich zu den Altersstufen der DPSG ein engeres Verhältnis zu den Kindern. Kinder in diesem Alter haben ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Leiterinnen und Leiter nehmen dieses ernst und gehen damit respektvoll um. Das bedeutet jedoch nicht, dass Leiterinnen und Leiter über die eigenen Grenzen hinausgehen sollen. Vielmehr ist wichtig, den Kindern die eigenen Grenzen transparent zu machen und zu erklären. Besonders sensibel müssen die Leiterinnen und Leiter bezüglich der Grenzen und Bedürfnisse der Kinder sein. Kinder im Biberalter kennen die eigenen Grenzen und Bedürfnisse noch nicht im vollen Umfang und können sie entsprechend noch nicht von sich aus äußern. Leiterinnen und Leiter sind verantwortlich dafür, die Grenzen und Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und diese zu wahren.
Leitungsteam
Für die Bibergruppe ist ein konstantes Leitungsteam und damit verlässliche Bezugspersonen wichtig. Als Richtlinie für die Größe des Leitungsteams gilt ein Betreuungsschlüssel von eins zu fünf. Dies sollte für jede Gruppenstunde gewährleistet werden. Nach Möglichkeit besteht das Leitungsteam aus Frauen und Männern. Ebenso zu empfehlen ist, dass mindestens eine Leiterin oder ein Leiter des Leitungsteams bereits Erfahrung im Umgang mit Kindern dieses Alters hat.
Ausbildung
Leiterinnen und Leiter der Bibergruppen nehmen an der gesamtverbandlichen Ausbildung der DPSG teil. Dafür absolvieren sie die Modulausbildung, die für Leiterinnen und Leiter der Biber-Gruppen ein Element zu den Lebenswelten von Kindern im Biberalter enthält. Sie können an einem Woodbadge-Kurs teilnehmen, um ihre Ausbildung abzuschließen.
Elternarbeit
Eltern sind die Expertinnen und Experten für ihre eigenen Kinder. Ein guter und regelmäßiger Kontakt zu den Eltern hilft den Leiterinnen und Leiter, die Kinder besser kennenzulernen und zu verstehen. Gleichzeitig ist es nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern eine neue und herausfordernde Situation. Daher müssen die Leiterinnen und Leiter auf die Fragen der Eltern eingehen, die Unsicherheiten ernst nehmen und ihnen die Ängste nehmen. Nicht nur die Kinder, auch die Eltern müssen Vertrauen fassen und die Leiterinnen und Leiter kennen.