Lager, Fahrt und Hike

Aus DPSG St. Konrad
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Fahrten, Lager und Hikes haben in der Pfadfinderei einen hohen Stellenwert. Und das mit gutem Grund: Sie bilden nicht nur Höhepunkte im Gruppenleben, sondern ergänzen die Entwicklungen, die eine Gruppe, die einzelnen Mitglieder und die Leiter während der Gruppenstunden nehmen. Mehrere Faktoren kommen hier nämlich zusammen. Die Kinder und Jugendlichen sind ein bis zwei Wochen von den Eltern fort (je nach Alter eine recht lange Zeit). Sie sind demgegenüber mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten zusammen. Sie können und sollen ihr Pfadfindersein den ganzen Tag über leben und zeigen. Sie müssen Eigenverantwortung übernehmen und sich Herausforderungen stellen, das Gruppenleben muss sich neu organisieren (gegenüber den Gruppenstunden). Die Leiterinnen und Leiter sind rund um die Uhr gefragt, müssen sehen, wann sie die Zügel locker lassen können und wann sie sie fester anziehen müssen in Situationen, wie sie während der Gruppenstunden nicht vorkommen.

Unterwegs ohne Eltern

Egal, in welcher Altersstufe die Kinder oder Jugendlichen sind: ohne Eltern wegzufahren, ist etwas Besonderes, auch Ungewohntes. Bei Wölflingen und Jungpfadfindern droht manchmal Heimweh. Die Kinder können sich ohne elterliche Aufsicht und Vorgabe bewegen und ausprobieren.

Unterwegs mit Gleichgesinnten

Auch, wenn sich nicht alle gleichermaßen gut verstehen, so verbindet sie doch, dass sie alle Pfadfinder sind – immerhin. Auf Fahrt und Lager werden einige Rollen oder Verhaltensweisen, die sich in den Gruppenstunden eingespielt haben, geändert. Wer es z.B. in den Gruppenstunden daheim immer schafft, sich elegant vor Aufgaben zu drücken, wird auf Fahrt und Lager nicht darum herumkommen, ebenso anzupacken, zu tragen, zu kochen etc., wie alle anderen. Diese Neuordnung kommt von selbst, denn für jeden ist die Situation neu. Eine Gruppe ist so gut wie nie von Jahr zu Jahr völlig gleich. Auch bei den Älteren findet der gruppendynamische Prozess der Neuordnung deutlich statt. Als Gruppenleitungsteam muss man ein waches Auge darauf haben, denn dieser Prozess kann auch darauf hinauslaufen, dass ein Kind vollends zum Außenseiter wird. Einem „Faulen“ wird nicht mehr geholfen. Ändern wird sich das nur durch eine Verhaltensänderung des „Faulen“, die sicher durch die Leiter angestoßen und unterstützt werden muss. Schwieriger ist das etwa bei gesundheitlichen Problemen, für die ein Kind nichts kann, Bettnässen z.B. Da können Leiter nur vermitteln und um Verständnis werben und so eine Verhaltens- oder Einstellungsänderung bei der Mehrheit der Gruppe erreichen.

Verantwortung übernehmen

Das geschieht durchaus auch, ohne dass es als solches wahrgenommen wird. Z.B., wenn es darum geht, gemeinsam ein Zelt aufzubauen, wo jeder mit anpacken muss, oder wenn beim Wandern auf den Langsamsten / Schwächsten Rücksicht genommen werden muss. Dazu kommt die Verantwortung, die jeder für sich selbst hat und zwar sowohl für seine persönliche Ausrüstung als auch für die eigene Fitness nach durchfeierten Nächten. Ein gemeinsames Lager bietet vorhersehbare und unvorhergesehene Möglichkeiten, dass die Kinder und Jugendlichen sich individuell einbringen und Verantwortung übernehmen, mit denen man als Leiterin oder Leiter vorher nicht gerechnet hat. Im Gruppenalltag daheim kommt es z.B. nicht darauf an, eine Fremdsprache zu beherrschen, auf Fahrt kann das sehr wertvoll sein. Auch wer fähig ist, Karten zu lesen, kann unterwegs dafür die Verantwortung übernehmen. Doch abgesehen von solchen individuellen Fähigkeiten trägt jeder Teilnehmende seinen Teil an Verantwortung für das Gelingen der Fahrt oder des Lagers. Denn egal, ob jemand Knoten besonders gut kann oder nicht: wenn seine Kleingruppe Küchendienst hat, muss er dort seine Aufgabe erfüllen. Eine Situation, in der die Übernahme von Verantwortung besonders notwendig für die Kinder und Jugendlichen ist, ist die des Hikes. Wenn Pfadfinder und Rover (ohne Leiter) und Wölflinge und Jungpfadfinder in kleinen Gruppen unterwegs sind, ihr Ziel oder mindestens den Weg dahin selbst bestimmen, aufeinander achten und miteinander auskommen müssen, dann kann niemand vor seiner Verantwortung für die Gruppe fliehen. Im schlimmsten Fall heißt Verantwortung zu übernehmen auch, als Konsequenz aus dem eigenen Verhalten früher nach Hause geschickt zu werden.

Pfadfinder sein

In der Gruppe erkennbar als Pfadfinder unterwegs zu sein, aufzutreten und wahrgenommen zu werden, ist etwas Besonderes. Das gemeinschaftliche Tragen der Kluft hat etwas sehr Verbindendes. Dazu aber auch etwas Verbindliches, nämlich anspruchsvoll-verpflichtendes. Oft wird Pfadfindern ein Vertrauensvorschuss entgegengebracht, den es natürlich nicht zu enttäuschen gilt. Kinder und Jugendliche genießen den Respekt, den sie als Pfadfinder auch von fremden Menschen erhalten, und gehen in der Regel sorgsam damit um. Zum Pfadfindersein gehört auch, über die Lagerzeit hinweg möglichst ohne technische Geräte auszukommen und sich in der freien Natur aufzuhalten. Für eine bestimmte Zeit einfach zu leben, ohne auf Spaß verzichten zu müssen. Auch diese Erfahrung bietet sich nur während eines Lagers. Herausforderungen begegnen: Vieles von dem bisher genannten kann man auch als Herausforderungen betrachten, denen sich Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf Fahrt und Lager stellen müssen. Gerade das zuletzt Aufgeführte ist eine, die erfreulicherweise meistens gerne angenommen wird. Für eine bestimmte Zeit unter freiem Himmel zu wohnen und sich mit der Natur zu arrangieren – vor allem, wenn der Himmel mehr als bedeckt ist – stellt immer wieder neu eine Herausforderung dar, die vielen Pfadfindern wichtig ist. Ebenso sind die Überraschungen des Fahrt- und Lagerlebens jedes Mal neue Herausforderungen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Auch das Unterwegssein ohne Eltern und mit Gleichgesinnten kann eine Herausforderung sein, wenn es nämlich zu Konflikten kommt, die friedlich und einvernehmlich gelöst werden müssen. So lernen Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf Fahrt, Lager und Hike eigene Grenzen kennen, sei es der körperlichen Belastbarkeit, sei es der psychischen. Oder sie erleben den umgekehrten Fall, dass sie mehr schaffen und aushalten können, als zuvor gedacht. Und dieses Erkunden der eigenen Grenzen ist vielleicht die größte Herausforderung unterwegs. Man lernt viel über sich selbst.

Reflexionen sind wichtig

Da das Lagerleben immer eine neue Situation ist, treten auch jedes Mal neue Verhaltensweisen und Eindrücke auf, die in einer Reflexion bewusst gemacht, ggf. korrigiert oder bestärkt werden sollten/müssen/können. Eine Reflexion kann im Lager jederzeit einberufen werden, auch auf Wunsch eines Einzelnen, oder nach gravierenden Ereignissen. Eine Reflexion zur Hälfte des Lagers ist ratsam, am Ende der Fahrt jedoch zwingend notwendig.

Alle sollen mit!

Durch Fahrten und Lager gewinnen Gruppen neuen Zusammenhalt – zumindest diejenigen, die mit dabei waren. Oft ist es so, dass Gruppenmitglieder, die nicht an dem gemeinsam Erlebten teilgenommen haben, anschließend erst einmal außen vor stehen. Auch deshalb sollten möglichst alle mit.